Gelöbnisfeier am Heimatfestmontag

Seit nunmehr 59 Jahren besteht eine Patenschaft zwischen der Stadt Heideck und der Bundeswehr. Und diese Tradition wird jährlich in Heideck mit der Gelöbnisfeier am Heimatfestmontag gepflegt.         

142 Rekrutinnen und Rekruten des Luftwaffenausbildungsbataillons waren auf dem Sportplatz angetreten, um das Feierliche Gelöbnis oder ihren Diensteid abzulegen. Sie stammen aus den in Roth stationierten Einheiten der  7. und 8. Kompanie des Verbandes. Mit dabei waren zwei Kadetten aus Thailand. Viele Angehörige und Freunde waren eigens nach Heideck gekommen, um der Feier beizuwohnen. Nummernschilder wie „Erzgebirgskreis“ und „Hansestadt Hamburg“ ließen erkennen, dass sie zum Teil eine weite Anreise hinter sich hatten. Die Grundausbildung für Mannschaften und Offiziersanwärter wird zentral für die Luftwaffe an den Standorten Germersheim und Roth durchgeführt, die somit das „Tor zur Luftwaffe“ bilden. Am Standort Germersheim erfolgt parallel dazu die einsatzvorbereitende Ausbildung in der Luftwaffe. Am Vormittag war ein Besuchstag für die Angehörigen der Rekruten in der Otto-Lilientag-Kaserne in Roth angeboten worden. In der Heidecker Stadtpfarrkirche hatte anschließend ein ökumenischer Gottesdienst stattgefunden.        

Zu den Klängen des „Regimentsgruß“, gespielt vom Heeresmusikkorps Veitshöchheim, marschierten Kompanie und Ehrenformation auf dem Gelände des TSV Heideck ein. Nach der Meldung an Major Thierbach schritten Oberstleutnant Christoph Kück und der Bundestagsabgeordnete Ralph Edelhäußer zu den Klängen des Bayerischen Präsentiermarsches die Formation ab.         

In seiner Ansprache begrüßte Oberstleutnant Christoph Kück, er ist der Kommandeur des Luftwaffenausbildungsbataillons, die große Zahl von Ehrengästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Es erfülle ihn mit Stolz, dass diese Veranstaltung wieder auf so große Resonanz gestoßen war. Die Verbindung zwischen dem Heimatfest Heideck und dem feierlichen Zeremoniell der Bundeswehr sei ein mustergültiges Beispiel für die Integration der Streitkräfte in die Gesellschaft. Seit 1965 würden die Bürgerinnen und Bürger von Heideck durch „dick und dünn“ mit ihrer Luftwaffe gehen. Dafür möchte er von Herzen Dank sagen. Kalter Krieg, Wiedervereinigung, Auslandseinsätze und die Corona-Epidemie habe man miteinander erlebt. Eine neuerliche Zäsur stelle der 24. Februar 2022 dar, nämlich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Damit habe sich die militär-strategische und geopolitische Lage in ihren Grundfesten verändert. Die Sicherheit unseres Landes sei nun wieder ernsthaft bedroht und gefährdet. „Der zwischenstaatliche Krieg ist zurückgekehrt nach Europa“, ergänzte Oberstleutnant Kück. An die Rekrutinnen und Rekruten gewandt sagte er: „Mit Ihrem Diensteid gehen Sie eine sehr weitreichende Verpflichtung ein. Sie verpflichten sich, im Falle des Falles für die Bewahrung von Frieden, Freiheit und Recht einzustehen – mit Ihrer Gesundheit, ja sogar mit Ihrem Leben.“ Trotz allem empfahl er, mit Optimismus und Vertrauen den weiteren Weg in diesem einzigartigen Beruf zu gehen, ein Fels in der Brandung zu sein. Nur gemeinsam und solidarisch könne es gelingen, die derzeitigen und künftigen Herausforderungen zu meistern und als liberale Gesellschaft zu bestehen. Für die Zukunft wünschte er alles erdenklich Gute und Gottes Segen. Der Marsch „Wir dienen Deutschland“ schloss sich an.        

Bei seinen Begrüßungs- und Willkommensworten betonte Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit sei. Auch er freue sich über die langjährige Verbundenheit mit der Bundeswehr. Zu den Rekruten sagte er: „Heideck und der gesamte Landkreis stehen hinter Ihnen!“ Er dankte den vielen Helfern bei dieser Feier und wünschte einen schönen Aufenthalt in Heideck.         

Ralph Edelhäußer, langjähriger Bürgermeister der Stadt Roth und nun Bundestagsabgeordneter, hatte seine Gelöbnisrede unter das Thema „Der Dienst an der Waffe als bürgerschaftliches Engagement“ gestellt. Er zitierte den Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton: „Der wahre Soldat kämpft nicht aus Hass gegenüber dem, was vor ihm liegt; er kämpft, weil er das liebt, was hinter ihm ist.“ Nie wieder sollen deutsche Soldaten von Hass uns Fanatismus getrieben ihre Menschlichkeit ablegen. Er, Edelhäußer, sei als ehemaliger Soldat stolz auf die hier gezeigte Verbundenheit. Die Werte der Bundeswehr seien Menschenwürde, Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität und Demokratie.  Im Ernstfall gelte es, unseren Statt und unsere Heimat zu verteidigen. Die freiwillige Entscheidung, diese Aufgabe anzunehmen, verdiene höchste Anerkennung. Möglicherweise werde nach Neuwahlen in den USA das Verteidigungsbündnis dramatisch an Abschreckungs- und Schlagkraft verlieren. Putin habe erstmalig seit 1945 die Grenzen in Europa militärisch verschoben. Wieder einmal zeige sich: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Das Selbstverständnis der Bundeswehr würden durch drei Worte auf den Punkt gebracht: „Wir. Dienen. Deutschland.“ Er wünschte alles Gute, alles Soldatenglück und Gottes reichen Segen.        Dann war der Höhepunkt der Veranstaltung gekommen. Nachdem die Bayernhymne und die deutsche Nationalhymne verklungen, Truppenfahne und Abordnungen vorgetreten waren, legten die Rekrutinnen und Rekruten den Diensteid, beziehungsweise das feierliche Gelöbnis ab. Die Soldatinnen und Soldaten auf Zeit sprachen. „Ich schwöre“. Die freiwillig Dienstleistenden sprachen: „Ich gelobe“. Es folgte: „Der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen, und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“ Vielstimmig dann der freiwillige Zusatz: „So wahr mir Gott helfe.“ Die Bekräftigung des Treuebekenntnisses per Handschlag beendete die Zeremonie.        

Gerade in diesem Augenblick nahten zwei Eurofighter und überquerten unter ohrenbetäubendem Getöse im Tiefflug die Szene. Die Kameraden aus Neuburg an der Donau hatten es sich nicht nehmen lassen, ihre Kollegen am Boden auf diese Weise zu grüßen.        

Nach dem „Schlachtruf“ der jeweiligen Kompanien marschierte die Truppe zu den Klängen des „Königgrätzer Marsches“ ab in Richtung Heimatfest.